Wir hatten von Anfang an die Gewißheit, unser neuer Freund würde uns finden, und nicht wir ihn.
Nie wären wir dabei auf die Idee gekommen, in Rußland nach einem Hund zu suchen, wenn es das Schicksal für uns alle Drei nicht wie so oft besser gewußt und entschieden hätte.So fragten wir denn beim Verein an, und der Kontakt war von Anfang an sehr freundlich, sehr konstruktiv und immer sehr professionell, stets mit dem Wohl des Tieres im Vordergrund. Dieser hohe Grad an Professionalität und gelebtem Tierschutz hat uns von Anfang an beeindruckt und überzeugt.
Nachdem alle anstehenden organisatorischen und vertraglichen Fragen sehr schnell und zügig geklärt waren, erfolgte die Vorkontrolle, was wir sehr begrüßten.
Sie verlief überaus positiv, da nicht nur unsere eigene jahrzehntelange Erfahrung mit großen Hunden, sondern auch unser geräumiges Haus mit dem sicher eingezäunten Garten in einem ländlich geprägten Umfeld und den vielen freundlichen Hundehaltern in der Nachbarschaft sehr gute Voraussetzungen für Balus neues Zuhause boten.Dann war es also soweit, und Balu kam als letzter Hund seines Transportes nach tagelanger Fahrt quer durch Europa mitten in der Nacht im tiefen Süden bei München bei uns an.
Schon die Übergabe erfolgte unkompliziert, und der beeindruckende schwarze Riese erfüllte uns vom ersten Augenblick an mit großer Freude und Zuneigung.
Glücklich im Auto angekommen, legte meine Frau ihm während der gesamten nächtlichen Fahrt in sein neues Zuhause die Hand auf, und er war sofort völlig entspannt und schlief sogar zwischendurch ein.
Im Haus angelangt, überraschte er uns unmittelbar aufs Neue, mit seiner beeindruckend systematischen, niemals hektischen oder unruhigen Art, seine neue Umgebung zu erkunden und sich in kürzester Zeit auf die neuen Gegebenheiten einzustellen.
Schließlich legte er sich mitten im Arbeitszimmer auf den Teppich, entspannte sich, und schlief.
Genauso lag er auch am Morgen noch da, sicher auch erschöpft von der langen Reise, aber auch typisch für sein grundsätzliches Verhalten während der weiteren Eingewöhnung.
Dieses große Zimmer war von Anfang an „seine Wohnung“, die wir ihm auch sehr gerne überlassen haben.
In seiner ersten Nacht in dieser für ihn völlig fremden Umgebung hat er nichts umgeworfen, nichts angenagt, nirgendwo sein Geschäft in der Wohnung verrichtet, ist nicht herumgelaufen, hat weder gejammert noch herumgebellt – nichts.
Diese überaus vielversprechenden Vorzeichen bestätigten sich in den folgenden Tagen in einem selbst für uns verblüffenden und in diesem Ausmaß und dieser Schnelligkeit niemals erwarteten Umfang.
Schon am ersten Tag nach seiner Ankunft machten wir am Nachmittag einen längeren Außenspaziergang, wobei sich das vom Verein empfohlene Sicherheitsgeschirr mit zwei Leinen als wertvolle und auch bald unentbehrliche Hilfe erwies.
Balu zog zwar sehr stark, wenn ihn etwas interessierte und neigte aus dem selben Grund anfangs auch sehr zum Zickzacklaufen, aber er ließ sich dabei stets willig führen und berufen, dabei verhielt er sich von Anfang an gegenüber allen Menschen, Hunden, Fahrradfahrern, Kindern, Joggern und Autos abwartend bis freundlich, niemals aggressiv, ängstlich, unsicher oder gereizt – er war und ist in allen, auch sehr unvorhergesehenen Situationen die Ruhe selbst.
Einmal ging direkt neben ihm versehentlich eine Autohupe los – auch das beeindruckte ihn in keiner Weise – er hat nicht einmal gezuckt.
Nicht aus Lethargie – er ist das genaue Gegenteil davon.
Sondern ganz offensichtlich aus einer Art angeborener Gelassenheit und Souveränität heraus, von der sich Mancher von uns durchaus selbst ein großes Stück abschneiden könnte 😉
Die nächsten Tage vergingen wie im Flug, mit ständig neuen Überraschungen und immer wieder verblüffenden Beispielen für seine ausgeprägte Intelligenz.
Wir gehen 4 Mal mit ihm, insgesamt etwa 2 1/2 – 3 Stunden, und jeder Spaziergang ist naturgemäß übervoll mit neuen Begegnungen, Situationen und Örtlichkeiten, dabei beweist er in nahezu ununterbrochener Folge seine weit überdurchschnittliche Lernfähigkeit, seine enormen Gedächtnisleistungen und seinen ausgeprägten Orientierungssinn.
Dieser Hund ist ein echtes Phänomen.
Schon am 2. Tag bog er zielstrebig auf unser Grundstück ein, lief freudig springend auf das Gartentor zu, und versuchte, es mit der Schnauze aufzumachen.
Ganz offensichtlich sein Zuhause!
Dabei bleibt er immer sanft, zugewandt, folgsam und kommunikativ, obwohl wir Beide kein Wort russisch sprechen, und den wohl ohnehin eher leicht kabarettistischen Versuch, mit ihm auf Russisch zu kommunizieren, schon sehr bald wieder aufgegeben haben – außer einem energischen „Njet!“, wenn es ausnahmsweise einmal nötig wird, aber das kommt ohnehin kaum vor.
Er verstand in kürzester Zeit die wichtigsten Kommandos, und lernt ununterbrochen dazu – mehr noch, er ist ganz offenkundig hochmotiviert, ständig Neues zu sehen, zu lernen, und vor Allem zu begreifen und sich zu zudem auch noch zu merken.
Was für ein Hund!
Daher sprechen wir sehr viel mit ihm, wie mit allen unseren Hunden.
Wir stellen ihm jeden neuen Hund und jeden neuen Menschen, dem wir begegnen, mit deren Namen vor, und beschreiben ihm auch viele Alltagsgegenstände mit einfachen, aber klaren Worten (keine Hundebaby-Sprache!).
Leckerlis als „Motivationshilfe“ sind dabei für uns ein vollständiges Tabu.
Wir möchten sein Hundeherz nicht durch fortgesetzte Bestechung gewinnen, sondern ausschließlich durch Zuneigung, Anerkennung, Liebe und Geduld.
So verlief unsere erste gemeinsame Woche, und wir sind voller Staunen, Respekt und Achtung vor diesem sanften, starken und immer ein wenig unergründlichen Wesen, das Viele mit seinem Gesichtsausdruck schon so beeindruckt hat, daß Manche, die ihn trafen, tief berührt waren und Tränen in den Augen hatten.
Wir lieben ihn sehr, und er uns offensichtlich auch.
Ein wahrhaftiges Geschenk des Himmels – für uns alle Drei.
Dafür danken wir Allen, die daran beteiligt waren, von ganzem Herzen.
Dem Verein Russische Tiere in Not, seinen Gründern und seinen engagierten Mitarbeiterinnen, allen voran der vortrefflichen Ksenia, die uns in allen Punkten stets so freundlich und absolut zuverlässig unterstützt hat.
Ebenso dem Tierheim in Rußland mit seinen Volontären, die sich so rührend und liebevoll um Balu gekümmert haben, und nicht zuletzt der freundlichen und sehr sachkundige Dame, die zur Vorkontrolle bei uns war, und ohne deren wohl ausgesprochen positives Gutachten Gutachten dieser Hund vielleicht nie zu uns gekommen wäre.
Ein großer Dank gilt dabei auch den vielen Freunden und Nachbarn, die immer so rührend mit uns gehofft und machmal auch mitgezittert haben, daß alles gutgeht!
Wir haben ihm übrigens einen neuen Namen gegeben:
ARAN.
Er setzt sich aus den Anfangsbuchstaben dieser vier Worte zusammen:
Anmut, Respekt, Achtung und Nähe.
Wir denken, besser und zutreffender kann man diesen in jeder Hinsicht außergewöhnlichen Hund nicht charakterisieren.